Interview | Spot 1

 

In Ihrem Kriminalroman »MÖWE, MEER UND MORD« beschreiben Sie mit Amadea König eine Mutter, die mit Ihren beiden Kindern auf eigene Faust ermittelt. Inwiefern haben eigene Erfahrungen Sie beim Thema und Schreiben des Romans beeinflusst?

Wie Amadea König bin auch ich eine aktive und berufstätige Mutter zugleich. Als ich mit dem Urlaubskrimi »MÖWE, MEER UND MORD« begann, war ich genau wie sie gerade in Elternzeit. Für mich lag es demnach auf der Hand, eine meiner Hauptfiguren in eine vergleichbare Situation zu versetzen. Es fiel mir leicht, diese Passagen zu schreiben, da ich mich sehr gut in Amadeas Dilemma einfühlen konnte. Alle Gefühlszustände, mit denen man als junge Mutter auf der einen Seiten umgehen muss, aber auch der Drang auf der anderen Seite, wieder beruflich einzusteigen, waren mir bestens vertraut. Außerdem war ich zu dem Zeitpunkt häufig auf Norderney, den Spielplätzen und in der Kita unterwegs, so dass viele eigene Erfahrungen Amadeas Charakter geformt haben.

 

Wann haben Sie Ihre Leidenschaft fürs Schreiben entdeckt?

Getrieben von Neugier fand ich es schon immer spannend, andere Menschen und deren Handeln zu beobachten. Es macht mir großen Spaß, mich in andere Personen hineinzuversetzen und herauszufinden, was sie antreibt und was sie bewegt. Was gibt es Schöneres als sich zur Interpretation eine Geschichte auszudenken? In meinem Buch schreibe ich einerseits über die herzlichen und netten Menschen, aber auch über die arroganten und fiesen Zeitgenossen, die mir in meinem Leben bereits begegnet sind. Beruflich gesehen habe ich mein Leben lang mit Schreiben zu tun gehabt, irgendwie begleitet es mich also praktisch schon immer.

 

Warum sind Sie gerade im Krimi-Genre gelandet?

Wo sonst als in einem Kriminalroman kann man die unterschiedlichsten Charaktere mit verzwickten Handlungsabläufen beliebig kombinieren, so dass es sich am Ende der Handlung logisch auflösen muss? Krimis lassen es zu, Charaktere zu erfinden, deren Muster und Motive die Leser nachvollziehen können. Mich faszinieren einerseits emotionale Muster als solche und die Momente, die sie sichtbar werden lassen. Ich denke, dass ich den Leser mit einem Kriminalroman am besten fesseln und unterhalten kann.

 

Wie ist die Idee zu Ihrem Roman »MÖWE, MEER UND MORD« entstanden?

Als ich mit meiner Familie zum wiederholten Male auf Norderney Urlaub machte, kam uns die Idee, eine Wohnung zu kaufen. Wir suchten einen Ort der Ruhe, der uns in unserem hektischen Leben einen Anker geben sollte. Schnell wurden wir in die Immobilienproblematik auf der Insel eingeweiht. Schon nach wenigen Gesprächen mit Insulanern, war mit klar, welch ein Unmut mit diesem ganzen Thema mitschwingt. Das Kopfkino hatte zu diesem Zeitpunkt schon lange begonnen. Die Idee zu »MÖWE, MEER UND MORD« war geboren.

 

Wie sind Sie beim Schreiben des Kriminalromans vorgegangen?

Den Plot und die Figuren standen relativ schnell. Ich wusste von Anfang an, wie ich die Geschichte erzählen wollte. Aufwendiger waren die vielen Details, die es zu recherchieren galt. Dies wäre ohne die Unterstützung der Polizei vor Ort und einigen Insulanern nicht möglich gewesen. In dieser Phase gingen zahlreiche Emails hin und her. Und eines kann ich mit gutem Gewissen verraten, mit jeder neuen Erkenntnis gibt es der Geschichten im Ganzen eine neue Bedeutung. Es kam während des Schreibens des Öfteren vor, dass sich die Handlung so weiterentwickelt wie ich es nicht vorhersehen konnte. Man kann also nicht alles von Anfang an planen, aber ohne eine klare Struktur wäre es nicht möglich, am Ende die Fäden wieder zusammenlaufen zu lassen.

 

Haben Ihre Figuren während der Schreibphase ein Eigenleben entwickelt?

Ich wusste von Anfang an, wie die Geschichte enden soll. Aber gewisse Dinge, wie zum Beispiel die Parallelermittlung von Amdea König und dem Kommissar Alexander de Vries, haben erst während der Schreibphase ihre Richtung bekommen.

 

Wie lange haben Sie an dem Buch gearbeitet?

Ich habe in Summe etwa ein Jahr an dem Roman »MÖWE, MEER UND MORD« gearbeitet. Dabei inbegriffen sind auch die Abstimmarbeiten mit dem Lektorat. Ohne meine Lektorin, die brillante Anregungen hatte, wäre das Werk nicht so wie es heute ist.

 

Welche Rolle spielt die Insel Norderney als Schauplatz des Romans?

Ich bin seit Jahren Stammgast auf Norderney. Die Insel ist praktisch wie meine zweite Heimat. Insofern habe ich die Insel lieben gelernt. Mir sind alle Ecken vertraut. Die Vorstellung hier einen Roman spielen zu lassen, hatte ich schon länger.

 

Haben Sie sich verändert, seit Sie Kriminalgeschichten schreiben?

Ja, eindeutig. Ich beobachte noch mehr und versuche in meinem Gegenüber etwas zu finden, das ich in meine Figuren oder meine Handlungen einarbeiten kann. Außerdem träume ich viel von meinem Plot.

 

Wie schaffen Sie es Ihre Leser zu begeistern?

Für mich ist es das schönste Kompliment, wenn meine Leser mir sagen, dass sie von meinem Roman und den darin auftauchenden Figuren gefesselt werden und das Buch nicht mehr aus der Hand legen können. Die Spannung in meinem neuen Roman wird psychologischer Natur sein. Ganz auf friesische Art müssen die Leser am Ende herausfinden, wer der Täter ist und von welchen Motiven er getrieben wurde. Wer eine actionreiche Handlung mit viel Blut und Gewalt erwartet, kommt bei mir leider nicht auf seine Kosten. Und ich bin mir sicher, dass meine Werke sehr viele Denkanstöße liefern …

 

Wird es weitere Fälle für Amadea König und Alexander de Vries geben und wenn ja, wo werden diese spielen?

Auf jeden Fall! Für den zweiten Fall arbeite ich gerade am Plot. Es wird auch wieder ein Urlaubskrimi auf Norderney werden. Die Insel bietet alles für einen potentiellen Tatort. Mehr möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten.