Woher nimmst Du als Autorin Deinen Stoff? Lässt Du dich durch die Wirklichkeit inspirieren und wieso gerade das Thema „Eiweiß“?

HK: Das Thema Soziale Verantwortung beschäftigt mich schon länger. Bei jedem Gang durch den Supermarkt entdecke ich Lebensmittel, bei denen ich denke, das darf doch nicht wahr sein. Muss es tatsächlich sein, dass die Hersteller Konsumenten vorgaukeln, eine eiweißreiche Ernährung sei das Nonplusultra und jedes Produkt mit Eiweiß vermeintlich aufwerten? Dabei aber sämtliche Spätfolgen unter den Tisch kehren? Oder dass man reines Bio-Hühnereiweiß, sauber abgefüllt in Plastikflaschen, kaufen kann? Mich irritiert hier nicht nur der direkte CO2-Ausstoß eines Produktes, der bei mehreren hundert Kilometern Transportweg anfällt, sondern vor allem die Einstellung der Industrie, die den Konsumenten quasi zur Dummheit erzieht. Es ist kein Wunder, dass der Intelligenzquotient weltweit abnimmt, wenn wir einerseits zu bequem werden - und kein Ei mehr trennen können - und andererseits das Denken anderen - allem voraus unseren technischen Hilfsmitteln - überlassen. Wo kommen wir denn dahin? All diese Entwicklungen stimmen mich nachdenklich und lösen in mir eine Gegenbewegung aus.

 

Dein aktueller Krimi trägt den Titel „Angst in der Fächerstadt“? Dennoch kein Regionalkrimi?

HK: Ich glaube der Leser sollte sich gar nicht so sehr von dem Titel führen lassen. Natürlich soll eine gewisse Neugier erzeugt werden. Das sich in der Pfütze spiegelnde Schloss erzeugt genau dies. Ein zentraler Ort der Handlung ist zweifelsohne Karlsruhe, aufstrebende Technologiestadt und gleichzeitig Sitz eines Drogeriekonzerns. Ein herrlicher Zufall. Deshalb würde ich nicht unbedingt von einem Regionalkrimi sprechen, das den Krimi tragende Thema ist völlig ortsunabhängig.

 

In Deinem aktuellen Krimi stellst Du einen Eiweißproduzenten an den Pranger. Gibt es in Wirklichkeit auch eine Protein-Überdosis?

Es ist wie überall: Alles, was in eine extreme Richtung geht, kann gefährlich sein. Eine eiweißreiche Ernährung ist nicht per se schlecht, gerade wenn man beispielsweise viel Sport treibt und unterschiedliche Proteine zu sich nimmt. Wie bei den Kohlenhydraten gibt es gute und schlechte Proteine. Der Schlüssel zu einer gesunden Ernährung ist aber vor allem die Balance. Schwierig wird es dann, wenn diese Balance durch geschicktes Marketing beeinflusst wird. Und genau da möchte ich auch ansetzen, die Leser zum Nachdenken bewegen.

 

Welche gesellschaftliche Verantwortung haben Deiner Meinung nach die Hersteller von Lebensmitteln und Konsumgütern und wo siehst Du deren Aufgaben in der Gesellschaft?

HK: Lebensmittel spielen in der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Ich persönlich versuche die Lebensmittel ganzheitlich zu betrachten. Beim Konsum sollte es heute um weit mehr als nur um den reinen Verbrauch von Nahrungsmitteln gehen. Dies geht mit einer besonderen Verantwortung einher. Mittlerweile gibt es bereits einige Lebensmittelhersteller, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und bei denen nicht der maximale Profit im Vordergrund steht. Doch die meisten, allen voran die Konzerne, ob Hersteller oder Händler, gehen dieser Verantwortung nicht nach. Zum Glück haben Konsumenten eine Wahl und setzen diese auch bewusst ein. Wer beispielsweise auf dem Markt einkauft, unterstützt damit die Kleinen, bewusst oder unbewusst.